Kolderups Tellingstedt

Sandkiste für ein angehendes Bild-Projekt

" Ich bin vor wenigen Tagen 75 Jahre alt geworden. Damit wurde in meinem Lebensplan das oft zitierte "Spätwerk" eingeleitet. Da die schwindende Vitalität keine opulenten Zyklen mehr gestattet, habe ich mich entschlossen, mich wie ein Trüffelschwein im Fundus meiner Ideen zu bedienen und das Thema heraus zu suchen, dem ich mich mit größtem Genuss und freizügiger Hingabe für den Rest meiner Tage widmen möchte. Es lag immer schon vor meiner Ateliertür, ich brauche lediglich hinaus zu schreiten: Kolderups Tellingstedt.

Anders als bei meiner Illustrationsarbeit - die ich in diesem Kontext ja auch längst abgearbeitet habe- werde ich mich nach schlotterscher Manier von jenem anarchistischen Revolutionär der deutschen Sprache, der ohnehin mein Leben als Künstler geprägt hat, unübersehbar inspirieren lassen: Von Arno Schmidt. Dort, wo es mir nötig erscheint, werde ich die Dialog-Geschichte nach eigenem Ermessen korrigieren. Auch wenn es das vorstehend dargestellte Gespräch zwischen Klaus Groth und Arno Schmidt im Schatten der väterlichen Mühle in Heide nie gegeben hat, wird mich das nicht davon abhalten, diese Szene zu erfinden. Genau, wie es die "Neue Vergesslichkeit" und "Klaus Langelütje" niemals gab, werde ich ein Tellingstedt erfinden, nach dem sich Arno Schmidt und Eberhard Schlotter gesehnt haben könnten. "

Jens Rusch
April 2025

Kolderups Spaziergänge

Lauter einheimische Meister

Ich habe bereits Arno Schmidts Schule der Atheisten und Theodor Storms Schimmelreiter in klassischen Illustrationszyklen umgesetzt – also im Sinne eines „Frühwerks“. Mein jetziges Vorhaben geht deutlich weiter:

Ich will mich radikal von der bloßen Textvorgabe lösen und zu einer künstlerisch eigenständigen, inspirierten Interpretation finden. Erste Ergebnisse dieser brachialen Arbeitseinstellung (z. B. mit einem neuen, existenziellen Schimmelreiter-Zyklus) sind sehr ermutigend.

 Zwei Arno Schmidt-Zitate umreissen mein geplantes Arbeitsspektrum :
1. "Bei "Bilderbogen" ruft das deutsche Kind sofort: "Neuruppin, Neuruppin" ..
2: " Ne "Gemäldegalerie" ham die hier. Lauter heimische Meister. Lachs Dich dot"
Man stelle sich solche Szenen in  mehreren großformatigen Gemälden vor.
Ich kann nur hoffen, dass mir die Lebenskraft bleibt, dieses Vorhaben zu vollenden.

Die Gemälde haben übrigens keinen kommerziellen Hintergrund, ich möchte sie abschließend dem Landemuseum übereignen.
Ich konzipiere dieses Arbeitskonglomerat in der Gewissheit, einen der bedeutendsten deutschen Nachkriegsschriftsteller regional zu fixieren und damit gleichzeitig meinen künstlerischen Lebensanspruch. Mehr war für mich aus diesem gnädig verlängerten Dasein nicht rauszuholen.

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